Wenn Mediation angepriesen wird, kommt immer auch das Wort Win-Win-Lösung vor. Das sei das Ergebnis, das eine Mediation ausmacht im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren, das bestenfalls schnöde Kompromisse hervorbringt. Dann kommt auch immer das Apfelsinenbeispiel in irgendeiner Variation (es kann auch ein Kürbis sein). Mir kommt das Winken mit der Win-Win-Lösung immer vor wie die Werbung mit dem „weißesten Weiß“ – schlicht unglaubwürdig oder übertrieben. Das Orangenbeispiel zeigt auch nur, dass man mit der frage nach den Interessen eventuell einen Scheinkonflikt aufdeckt (in diesem Beispielfall bestand eigentlich kein Konflikt, das haten die Beteiligten nicht erkannt). Leider handelt es sich bei den Konflikten, die in der Mediation bearbeitet werden, in aller Regel eben nicht um solche Scheinkonflikte, die dann automatisch eine Win-Win-Lösung nach sich ziehen. Auch ein Kompromiss ist nichts schlechtes, wenn man ihn nicht so definiert, wie mein Ausbilder am Landgericht während meiner
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Quelle: Recht & Mediation, Gerfried Braune